Klosterkirche St. Martin, Disentis
Wo Licht dem Lärm entsagt

Welche Freude, die Beleuchtung dieses imposanten Schweizer Baudenkmals planen zu dürfen! Mit grossem Interesse galt es die Architektur in ihrer räumlichen Komposition und Kraft zu verstehen, Ansprüche und Vorhaben bei Mönchsgemeinschaft, Architekt und Fachplanern einzuholen und daraufhin ein Beleuchtungskonzept für dieses kunsthistorische Erbe zu entwerfen.

Der zweitürmige Kirchenbau im Stile des Vorarlberger Barock wurde 1712 fertiggestellt. Die darauffolgende Geschichte der Klosteranlage beinhaltet Angriffe von Napoleons Truppen ebenso wie zwei verheerende Brände, wobei der damalige Hochaltar sowie ein Grosssteil der Deckenmalereien im Hauptschiff zum Opfer fielen.

Obwohl die letzten Jahrzehnte ruhiger verliefen, zogen auch diese nicht spurlos vorbei. Aufgrund der teils prekären Zustände der Bausubstanz, wurde die Kirche einer umfänglichen Restauration unterzogen. Die Baukosten von 16.1 Mio. Franken wurden mithilfe eines Fundraisings zusammengetragen. Die Restaurationsarbeiten konnten somit im Jahr 2016 aufgenommen werden. Nach knapp vierjähriger Bauzeit wurde die Klosterkirche am 11. November 2019, dem Namenstag des Heiligen Sankt Martin, im neuen Licht und alten Glanz wiedereröffnet.

Seither überzeugt der ornamentreiche Innenraum nicht nur bei Tageslicht. Die räumliche Wirkung und Atmosphäre kann anhand unterschiedlicher Beleuchtungsszenen auf Gottesdienste und Liturgie angepasst werden. Die Lichtsteuerung geschieht dabei nach neustem Stand der Technik über Wandpanels oder mit portablem Tablet z.B. für Führungen.

Für die Platzierung der Spot- und Indirektbeleuchtung boten sich die rundumlaufenden Gesimse der Trägersäulen an. Sämtliche Leuchten wurden so positioniert, dass diese dem Besucher mit Sicht Richtung Chor verdeckt bleiben. Damit wurde eine zusätzlichen Aufladung durch neue Objekte vermieden und das Augenmerk auf die reiche, barocke Ornamentik belassen.

Die mit Freude und Lob aufgenommene neue Beleuchtung war Ergebnis einer zielgerichteten, tollen Teamarbeit aller beteiligten Handwerker, Fachplaner und Entscheidungsträger.

«Die Kirchendecke kann bei Hochfesten in absolut homogener und ganz der barocken Idee der Öffnung zum Himmel hell erstrahlt werden.»

Ein neuer Zelebrationsaltar (Entwurf: Kurt Sigrist) aus weissem Lasaar-Marmor prägt seit dem Umbau mittig den Chor. Die starke Lichtbündelung machen den Altar zum hellsten Punkt der Kirche, womit Funktion und Wichtigkeit zusätzlich betont werden.

Die kunsthandwerkliche Qualität z.B. der neun Altare, wird in musealer Ausleuchtung hervorgehoben – oder je nach Beleuchtungsszene, bewusst zurückgenommen.
Überall galt es, harte Schlagschatten zu vermeiden, um die Lesbarkeit des ornamentreichen Innenausbaus zu stärken.

Auf der Empore untermalen Lichtpunkte den Rhythmus der Säulenlaibungen. Die Bestuhlung der Empore wird zusätzlich von Richtstrahlern ausgeleuchtet, womit die Lesbarkeit in Gesangsbüchern auf allen Sitzplätzen gewährleistet wird.

Für die neuen Beichtstühle wurde, neben einer blendfreien Innenausleuchtung, eine Signalleuchte entwickelt, welche die Belegung anzeigt. Diese wurde in zurückhaltender Erscheinung zwischen den beiden Türen eingelassen.

Nebst der Innenraumbeleuchtung plante Martin auch die Fassadenbeleuchtung, die Beleuchtung des neuen Klostergartens sowie die Wegbeleuchtung der wichtigsten Zubringerstrassen des Klosterareals.

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