Gasthof Löwen, Hausen am Albis
Einkehr von festlichem Glanz

Zwei Jahre nach der ersten Umbauetappe wurde im Sommer 2020 der hohe Saalbereich aus dem Jahre 1878 renoviert. Bis vor kurzem stand darin eine raumgrosse Bühne, welche mehrere Jahrzehnte festlichen Zwecken und Aufführungen diente. Dahinter verbargen sich raumhohe Rundbogenfenster, welche in Ihrer dreiseitig symmetrischen Anordnung den Raum säumen. Diese galt es freizulegen, um den Raum in ursprünglicher Form mit Tageslicht durchfluten zu lassen.

Die Decke war von zwei parallelen Unterzügen dreigeteilt, was eine einseitige Ausrichtung bewirkte. Martin schlug vor, diese durch zwei weitere, rechtwinklig dazu verlaufende Unterzüge in neun symmetrische Deckenfelder zu gliedern, worin mittig je ein quadratischer Deckenleuchter zur Grundbeleuchtung platziert wurde. Der Rhythmisierung und Harmonie des Raumes tat dies gut.

Um die Höhe und den festlichen Charakter des Raumes zu untermalen, entwarf Martin vier Kronleuchter aus Reinglas-Champagnerflaschen. Mit je 2 Metern Durchmesser und insgesamt 240 Flaschen bestückt, zieren diese nun die Kreuzpunkte der Deckenunterzüge und geben dem Saal einen unverkennbaren festlichen Charakter zurück. In gedimmtem Zustand scheinen die Leuchter gar zu schweben.

Die Kronleuchter sowie die Deckenleuchten sind separat schalt- und dimmbar (DALI), sodass auf unterschiedliche Raumbespielungen reagiert werden kann.

Martin entwarf und konstruierte den Leuchter innerhalb von nur drei Wochen und fertige vier Stück, bestehend aus zwei parallel übereinander liegenden Stahlreifen, anschliessend mit grossem Engagement selber an. Neben Biege-, Bohr- und Schweissarbeiten, gehörte auch das Sandstrahlen der 240 Champagnerflaschen, sowie die Elektrifizierung der je 60 Leuchtmittel dazu. Bei der Elektrifizierung wurde Martin von Jean Michel und Jasmin unterstützt – als Freunde und LED-Entwickler erster Stunde. Danke!

Sein grosses Interesse in Gestaltung, Konstruktion und Handwerk konnte er mit diesem Projekt erneut erweitern. Die Planung der Innenarchitektur verschmolz dabei nahtlos mit der Produktgestaltung der Leuchter.

Der stattliche Riegelbau im Dorfkern wurde im Jahre 1720 errichtet und 1878 durch einem Saalanbau ergänzt. Seither war der Löwen in Besitz lokaler Zünfte und Gastwirten. Diese Tradition führen das Unternehmer-Ehepaar Joelle Apter und Michael von Arx weiter, welche den Gasthof im Jahre 2018 übernahmen.

Die Räumlichkeiten wurden seither etappenweise umgebaut und den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Martin plante die neue Beleuchtung und begleitete das Besitzer-Ehepaar in der Gestaltung der Innenarchitektur. Die rollende Planung wurde durch ein starkes, lokales Handwerkerteam unterstützt.

Der Innenausbau des Restaurantbereichs wurde zu grossen Teilen belassen, Beleuchtung und technische Infrastruktur jedoch auf den neusten Stand gebracht. Im Keller wie im ersten Obergeschoss wurden Tragstrukturen freigelegt und als strukturierende und gestalterische Elemente genutzt.

Auch die denkmalgeschützte Fassade erstrahlt abends neu in festlicher Stimmung. Die von Martin entwickelten Linsenstrahler, welche in jeder Fensterlaibung der Hauptfassade positioniert sind, ermöglichen eine Beleuchtung, welche sich ganz ohne Lichtverschmutzung harmonisch ins Dorfbild einfügt.

Der niedrige Saalbereich (2.1 m Raumhöhe) wurde von seiner dunkelbraunen Decken- und Wandtäfelung befreit, wodurch die tragenden Holzbalken zum raumprägenden Element wurden. Martin schlug vor, die dadurch entstandene lineare Ausrichtung der Balkenlage mit Leuchtelementen zu unterteilen, einerseits um die Raumhöhe zu wahren, andererseits um das Deckenbild zu rhythmisieren und eine gleichmässige Ausleuchtung unterschiedlicher Tischanordnungen zu erreichen. Die Holzgehäuse fassen jeweils zwei stufenlos dimmbare Soraa-Downlights, welche festliche Bankette wie auch Versammlungen mit höchster Lichtqualität versorgen. Die Wandleuchten dienen der räumlichen Tiefenwirkung, indem der Blick beim Betreten des Raumes auf die hellsten Flächen am gegenüberliegenden Raumende gelenkt wird.

Im Barbereich, welcher ebenfalls einer kompletten Restauration bedurfte, führt nun ein grosser Kronleuchter den Blick des Besuchers vom Eingang ins Zentrum des Raumes. Downlights zwischen den parallelen Balkenlagen sorgen für Direktlicht und Brillanz auf Gläsern und Gedeck. Die Wandleuchten mit Direkt-/Indirektanteil tragen zur Weitung der Raumempfindung in Tiefe und Höhe bei. Die Farbenvielfalt der Flaschen hinter dem Bartresen wurden mittels Hinterleuchtung als dekoratives Element genutzt.

Über Jahrzehnte unbenutzt, verwandelte sich der Gewölbekeller nach Renovation als weiteres Bijou des Hauses. Die historischen Gemäuer wurden vom bröckelnden Verputz befreit und mit neuem Boden, massiven Eichentischen, seitlichen Sitzgelegenheiten und grosszügigem Weingestell ergänzt.

Um eine flexible Raumnutzung zu wahren und die Geometrie des Raumes hervorzuheben, wurden Sonderleuchten mit starkem Indirektanteil entwickelt und seitlich in jedem Joch platziert. Dadurch blieben die Gewölbe frei von elektrischen Installationen. Das Streiflicht hebt zudem die lebhafte Struktur der Steine hervor. Die Leuchtengehäuse wurden, passend zum Mobiliar, in Holz gefertigt.

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